Hannes Zebedin

1. Woran arbeitest du gerade?
Ich habe gerade eine Ausstellung mit der Künstlerin Anna Witt im Ve.Sch abgeschlossen. Die Ausstellung trug den Titel »Dammbruch« und bezog sich auf die gegenwärtige politische Situation in Ungarn. Neben unserer eigenen künstlerischen Analyse wurden Künstler aus Ungarn eingeladen, Arbeiten zu zeigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Jetzt wäre geplant, das Konzept in den öffentlichen Raum zu transferieren und Interventionen vor dem Ungarischen Kulturinstitut mit Künstlern und Aktivisten aus Ungarn zu machen. Dies jedoch ohne zeitliche und institutionelle Bindungen. Im Jänner habe ich eine Ausstellung im Projektraum Schneiderei im 2. Bezirk, wofür ich im Moment die Arbeiten entwickle. Weiters bin ich dabei, Ideen für das Projekt »HOTEL CHARLEROI 2014« zu sammeln. HOTEL CHARLEROI ist ein Projekt in und um die belgische Stadt Charleroi, das ich gemeinsam mit Adrien Tirtiaux und Antoine Turillon 2010 ins Leben gerufen habe.
2. Wie sieht dein Arbeitstag für gewöhnlich aus?
Ich habe ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Begriff Alltag. Für meine Projekte bin ich oft an verschiedenen Orten. Jede noch so einfache Tätigkeit oder Planung stellt etwas Neues dar. Man muss sich neu organisieren lernen, was natürlich auch sehr anregend sein kann. Gleichzeitig entsteht in solchen Situationen oft der Wunsch nach Regelmäßigkeit, und einem ortsunabhängigen Arbeitsalltag.
3. Arbeitest du in einem Atelier? Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Ich habe mit zwei Freunden einen Gemeinschaftsraum in einer Altbauwohnung. Das funktioniert vielmehr wie ein Büro als ein Atelier. Ich brauche keinen ständigen Atelierraum für meine künstlerische Praxis, da ein Teil meiner Kunst eher ephemer ist und vieles erst im jeweiligen Ausstellungsraum zusammengefügt wird.
Manchmal habe ich doch größere Sachen oder möchte bestimmte Ausstellungssituationen simulieren, dies geschieht dann am Bauernhof, wo ich aufgewachsen bin, dort ist genügend Raum. Außerdem mache ich auch Projekte und Interventionen im öffentlichen Raum. Da ist dann eher ein ständiges Beobachten notwendig.
4. Wie entstehen deine Arbeiten? Was macht du selbst, was lässt du produzieren, arbeitest du mit Ready-Mades?
Wie schon gesagt, bei mir ergibt sich viel aus dem Beobachten. Seit einiger Zeit führe ich ein Art Tagebuch, in dem sich allgemeine Gedanken und Ideen für künstlerische Ansätze abwechseln. Ich versuche dann diese Ansätze auszuformulieren und die brauchbaren dann in ein entsprechendes Spannungsfeld einzubetten. Das ist dann der eigentliche »Beginn des Gestaltungsprozesses«. Meine subtil angelegten Arbeiten haben teilweise Ähnlichkeiten mit der Essayform. Sie entstehen aus der einfachen Wiedergabe von bestimmten Situationen und simpler Materialwahl. Ich diskutiere aber sehr wohl mit Künstlerfreunden über Installationsmöglichkeiten und in Institutionen gibt es natürlich auch Aufbautechniker, die beim Installieren mitplanen und mitarbeiten.
5. Welche Bedeutung hat das Internet für deine Arbeit bzw. Arbeitsweise?
Auf meine Arbeitsweise hat das Internet keinen großen Einfluss, es hat eher organisatorische Bedeutung für mich.
6. Welche Ratschläge wurden dir gegeben, die dir als Künstler hilfreich waren?
Ich habe einmal einen Workshop bei Alfredo Jaar in Hamburg gemacht. Er meinte, dass der gemeinsame Nenner bei der Produktion von künstlerischen Arbeiten nicht die Form, sondern die Seele der einzelnen Arbeiten sein soll. Das blieb mir irgendwie hängen und ist mir wichtig.
7. Kannst du dir vorstellen, irgendwann einmal keine Kunst mehr zu machen? Was würdest du stattdessen tun?
Ja, Land- und Forstwirt oder ein Beruf im Eishockeyumfeld bei einem der drei Vereine KAC, Jesenice oder Ambri-Piotta. Wenn ich es mir aber genauer überlege, wäre immer die Gefahr gegeben, dass man diese Berufe aus einem künstlerischen Blickwinkel betrachtet und dies würde wahrscheinlich in der Realität nicht funktionieren.
8. Was sind die Vor- und Nachteile für in Wien arbeitende KünstlerInnen?
Wien ist glaube ich nicht die Stadt, wenn sich ein Künstler mit dem »Lebt und arbeitet« – Stempel brandmarkt, was aber auch Vorteile hat. Das Leben ist leistbar, die Förderungsstrukturen funktionieren, die Ausbildung ist gut. Die Folge sind viele heterogene Arbeitsweisen. Leider verblassen diese unterschiedlichen Ansätze ab einem bestimmten Zeitpunkt, sie werden nicht mehr gezeigt. Das ist sehr schade, ich glaube gerade damit könnte sich Wien international positionieren.
9. Was ist das absurdeste, was du je über deine Arbeit gehört oder gelesen hast?
Ich habe noch nichts über mich gelesen, was ich als absurd bezeichnen würde. Nur schlechtes oder gutes, manchmal gut recherchiert, manchmal schlecht recherchiert.
10. Welche Ausstellung fandest du in letzter Zeit besonders gut und warum?
In diesem Jahr Danh Vo im Musée d'art moderne de la Ville de Paris. Ich finde seine Art des Umgangs mit Material in Zusammenhang mit persönlichen Geschichten sehr interessant und vor allem sind seine Ausstellungen extrem gut installiert.
Weiters ist mir vom letzten Jahr die »Song Dong« Ausstellung im Barbican Art Centre in London hängengeblieben und im Jahr zuvor die Henrik Olesen Retrospektive im Kunstmuseum Basel.
28. November 2013
Hannes Zebedin, geboren 1976 in Lienz. Lebt in Wien. Letzte Ausstellungen: Dammbruch, (mit Anna Witt), Ve.Sch, Wien; ReCOCO, Museum of Bat Yam, Israel; Desiring the Real. Austria Contemporary, Museum of Contemporary Art, Zagreb/Arte Merano/Contemporary; 24 spaces - A Cacophony, Malmö Konstholl, Malmö; RESIDUE (with HOTEL CHARLEROI), Wiels, Brüssel (2013); 4 Interventionen, (solo) galerie.kaernten, Klagenfurt; Zweifelskontinuum, (solo) Salzburger Kunstverein, Salzburg; Szenarien über Europa 3, GfZK Leipzig (2012).
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Ich habe gerade eine Ausstellung mit der Künstlerin Anna Witt im Ve.Sch abgeschlossen. Die Ausstellung trug den Titel »Dammbruch« und bezog sich auf die gegenwärtige politische Situation in Ungarn. Neben unserer eigenen künstlerischen Analyse wurden Künstler aus Ungarn eingeladen, Arbeiten zu zeigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Jetzt wäre geplant, das Konzept in den öffentlichen Raum zu transferieren und Interventionen vor dem Ungarischen Kulturinstitut mit Künstlern und Aktivisten aus Ungarn zu machen. Dies jedoch ohne zeitliche und institutionelle Bindungen. Im Jänner habe ich eine Ausstellung im Projektraum Schneiderei im 2. Bezirk, wofür ich im Moment die Arbeiten entwickle. Weiters bin ich dabei, Ideen für das Projekt »HOTEL CHARLEROI 2014« zu sammeln. HOTEL CHARLEROI ist ein Projekt in und um die belgische Stadt Charleroi, das ich gemeinsam mit Adrien Tirtiaux und Antoine Turillon 2010 ins Leben gerufen habe.
2. Wie sieht dein Arbeitstag für gewöhnlich aus?
Ich habe ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Begriff Alltag. Für meine Projekte bin ich oft an verschiedenen Orten. Jede noch so einfache Tätigkeit oder Planung stellt etwas Neues dar. Man muss sich neu organisieren lernen, was natürlich auch sehr anregend sein kann. Gleichzeitig entsteht in solchen Situationen oft der Wunsch nach Regelmäßigkeit, und einem ortsunabhängigen Arbeitsalltag.
3. Arbeitest du in einem Atelier? Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Ich habe mit zwei Freunden einen Gemeinschaftsraum in einer Altbauwohnung. Das funktioniert vielmehr wie ein Büro als ein Atelier. Ich brauche keinen ständigen Atelierraum für meine künstlerische Praxis, da ein Teil meiner Kunst eher ephemer ist und vieles erst im jeweiligen Ausstellungsraum zusammengefügt wird.
Manchmal habe ich doch größere Sachen oder möchte bestimmte Ausstellungssituationen simulieren, dies geschieht dann am Bauernhof, wo ich aufgewachsen bin, dort ist genügend Raum. Außerdem mache ich auch Projekte und Interventionen im öffentlichen Raum. Da ist dann eher ein ständiges Beobachten notwendig.
4. Wie entstehen deine Arbeiten? Was macht du selbst, was lässt du produzieren, arbeitest du mit Ready-Mades?
Wie schon gesagt, bei mir ergibt sich viel aus dem Beobachten. Seit einiger Zeit führe ich ein Art Tagebuch, in dem sich allgemeine Gedanken und Ideen für künstlerische Ansätze abwechseln. Ich versuche dann diese Ansätze auszuformulieren und die brauchbaren dann in ein entsprechendes Spannungsfeld einzubetten. Das ist dann der eigentliche »Beginn des Gestaltungsprozesses«. Meine subtil angelegten Arbeiten haben teilweise Ähnlichkeiten mit der Essayform. Sie entstehen aus der einfachen Wiedergabe von bestimmten Situationen und simpler Materialwahl. Ich diskutiere aber sehr wohl mit Künstlerfreunden über Installationsmöglichkeiten und in Institutionen gibt es natürlich auch Aufbautechniker, die beim Installieren mitplanen und mitarbeiten.
5. Welche Bedeutung hat das Internet für deine Arbeit bzw. Arbeitsweise?
Auf meine Arbeitsweise hat das Internet keinen großen Einfluss, es hat eher organisatorische Bedeutung für mich.
6. Welche Ratschläge wurden dir gegeben, die dir als Künstler hilfreich waren?
Ich habe einmal einen Workshop bei Alfredo Jaar in Hamburg gemacht. Er meinte, dass der gemeinsame Nenner bei der Produktion von künstlerischen Arbeiten nicht die Form, sondern die Seele der einzelnen Arbeiten sein soll. Das blieb mir irgendwie hängen und ist mir wichtig.
7. Kannst du dir vorstellen, irgendwann einmal keine Kunst mehr zu machen? Was würdest du stattdessen tun?
Ja, Land- und Forstwirt oder ein Beruf im Eishockeyumfeld bei einem der drei Vereine KAC, Jesenice oder Ambri-Piotta. Wenn ich es mir aber genauer überlege, wäre immer die Gefahr gegeben, dass man diese Berufe aus einem künstlerischen Blickwinkel betrachtet und dies würde wahrscheinlich in der Realität nicht funktionieren.
8. Was sind die Vor- und Nachteile für in Wien arbeitende KünstlerInnen?
Wien ist glaube ich nicht die Stadt, wenn sich ein Künstler mit dem »Lebt und arbeitet« – Stempel brandmarkt, was aber auch Vorteile hat. Das Leben ist leistbar, die Förderungsstrukturen funktionieren, die Ausbildung ist gut. Die Folge sind viele heterogene Arbeitsweisen. Leider verblassen diese unterschiedlichen Ansätze ab einem bestimmten Zeitpunkt, sie werden nicht mehr gezeigt. Das ist sehr schade, ich glaube gerade damit könnte sich Wien international positionieren.
9. Was ist das absurdeste, was du je über deine Arbeit gehört oder gelesen hast?
Ich habe noch nichts über mich gelesen, was ich als absurd bezeichnen würde. Nur schlechtes oder gutes, manchmal gut recherchiert, manchmal schlecht recherchiert.
10. Welche Ausstellung fandest du in letzter Zeit besonders gut und warum?
In diesem Jahr Danh Vo im Musée d'art moderne de la Ville de Paris. Ich finde seine Art des Umgangs mit Material in Zusammenhang mit persönlichen Geschichten sehr interessant und vor allem sind seine Ausstellungen extrem gut installiert.
Weiters ist mir vom letzten Jahr die »Song Dong« Ausstellung im Barbican Art Centre in London hängengeblieben und im Jahr zuvor die Henrik Olesen Retrospektive im Kunstmuseum Basel.
28. November 2013
Hannes Zebedin, geboren 1976 in Lienz. Lebt in Wien. Letzte Ausstellungen: Dammbruch, (mit Anna Witt), Ve.Sch, Wien; ReCOCO, Museum of Bat Yam, Israel; Desiring the Real. Austria Contemporary, Museum of Contemporary Art, Zagreb/Arte Merano/Contemporary; 24 spaces - A Cacophony, Malmö Konstholl, Malmö; RESIDUE (with HOTEL CHARLEROI), Wiels, Brüssel (2013); 4 Interventionen, (solo) galerie.kaernten, Klagenfurt; Zweifelskontinuum, (solo) Salzburger Kunstverein, Salzburg; Szenarien über Europa 3, GfZK Leipzig (2012).
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