Von Peter Kogler

Manuel Gorkiewicz
Manuel Gorkiewicz’ Arbeiten – oft verschränken sie Video und Computeranimation – sind eine Gratwanderung. Ihr Ausgangspunkt ist die glatte, gewinnende Bildersprache der Werbung, deren Oberflächen Gorkiewicz aber auf subtile Weise neu formuliert und uminterpretiert. Bekannte und alltägliche Sujets werden neuen Trägern, teilweise auch neuen Formen zugeordnet. Nur scheinbar schnell zu erfassen, provozieren sie die Fragen: An welchen Punkten verschiebt sich das Bild? Wo kippt es? *1976 in Graz, lebt in Wien
Philipp Leissing
In seinen Videoarbeiten verwendet Philipp Leissing Found Footage, etwa jene bekannte Sequenz aus Brian De Palmas Film »Dressed to Kill«, wo die Kamera die Ausstellungsräume des Metropolitan Museum abfährt. Im Film De Palmas verfolgt der vermeintliche Täter sein Opfer, die Gemälde im Hintergrund sind reine Kulissen. Leissing »maskiert« aber die Protagonisten (und generell alles, was nicht Kunst ist), indem er sie schwarz retuschiert. Architektur, Personen etc. werden auf diese Weise ausgeblendet, während der Soundtrack erhalten bleibt. Das Verhältnis von »wesentlicher« und »unwesentlicher« Information wird umgedreht, der Fokus wird auf die verbleibende Information gerichtet. Leissings Methodik greift auf jene des Konzeptualismus zurück: Die Bedeutung von Information ist relativ. *1983 in Bregenz, lebt in Wien
Lisa Pock
Lisa Pock ist eine Videokünstlerin, die mit nicht konkretisierbarer Zeitlichkeit arbeitet. Ihr Interesse gilt dem Übergang zwischen Stillleben, Still und bewegtem Bild. In »Still Life« filmt sie die durch die Außenwelt ausgelösten, kaum sichtbaren Vibrationen ab, die sich auf einer Zimmerpflanze manifestieren. Ähnlich die vibrierende Bespannung einer Lautsprecherbox, die von den Schwingungen des Basses herrührt. Zu sehen ist nur das Wesentliche: das Gewebe, das durch das Vibrieren leicht unscharf wird. *1976 in Graz, lebt in Wien
Marlene Haring
Marlene Harings Arbeiten sind zumeist Installationen mit performativen Elementen. In »Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald« greift sie, nicht nur im Titel, Martin Kippenbergers »Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald« ironisch auf – quasi als eine feministische Antwort auf Alltagsfloskeln, sehr humorvoll und nicht ohne anarchistische Komponente: Die Installation besteht aus einer ganz gewöhnlichen, verlassenen, über und über mit Spaghetti übersäten Einbauküche. Engagierte Kunst, sehr energisch vorgetragen. *1978 in Wien, lebt in Wien
Kim Schoenstadt
Kim Schoenstadt ist eine junge Künstlerin aus L. A., die aus dem Umfeld des Konzeptualismus kommt, aber auch partizipative Elemente in ihre Arbeit einbindet. In ihrem Projekt »Can Control«, dessen Resultat eine große Wandinstallation ist, lädt sie Künstlerkollegen und Kuratoren ein, ihr per E-Mail Instruktionen bezüglich Form, Farbe etc. zu erteilen. Zusammen mit Graffiti-Künstlern vor Ort führt sie diese dann in den Räumlichkeiten einer Galerie aus: Deren Wände werden zuerst mit Leinwand ausgekleidet, auf dieser wiederum werden mit Klebeband von der Künstlerin Zeichnungen »absteckt«, bevor sie gemäß den Angaben mit Graffiti besprayt werden. In einem letzten Schritt wird das Klebeband abgezogen, und die Struktur der »Zeichnung« kommt zum Vorschein. Hier geht es einerseits um Bildzeichen, andererseits natürlich auch um die Frage nach Autorenschaft. Das Projekt kann man auch im Netz abrufen:www.flickr.com/photos/ksprojects *1973 in Chicago (Illinois), lebt in Los Angeles
PETER KOGLER wurde 1959 in Innsbruck geboren. Der Medienkünstler zeigt(e) seine Arbeiten unter anderem bei der 46. Biennale Venedig (1995), bei der documenta X in Kassel (1997), bei der EXPO in Hannover (2000), in der Villa Arson in Nizza (2002), im Kunstverein Hannover (2004), in der Galerie im Taxispalais (2004) und im MOMA, New York (ab Oktober 2006). Von 1997 bis 2006 leitete er an der Akademie der bildenden Künste in Wien die Meisterklasse für Computer- und Videokunst. Er lebt in Wien.